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Halluzinogene

Die Natur bringt eine Vielzahl vom Pflanzen mit halluzinogenen Wirkstoffen hervor. Dennoch wird die Gruppe der Halluzinogene meist mit einer halbsynthetischen Substanz, dem LSD 25 assoziiert, die speziell zu Beginn der 70er Jahre eine grosse Verbreitung in der Hippieszene fand und auch neuerdings wieder vermehrt Zuspruch findet. Erst in zweiter Linie ist von Pflanzendrogen wie Mescalin oder Psilocybin die Rede.

Der Gebrauch von Halluzinogenen ist weltweit seit jeher stark mit Mystik und religiösen Ritualen verbunden, in vielen Völkern war der Konsum speziellen Sehern und kultischen Oberhäuptern (Schamanen, Medizinmänner, Priester) vorbehalten oder durfte nur unter ihrer Anleitung im Rahmen religiöser Riten stattfinden.
Ein Halluzinogen-Konsum "just for fun" ist ein Produkt unserer Zeit und kann für psychisch instabile Personen durchaus problematisch sein. Halluzinogene öffnen Türen zu Unbewusstem und sorgen für ein völlig neues Erleben des eigenen Wesens und der Umwelt (Bewusstseinsveränderung); sie können aber auch latente Psychosen auslösen und/oder bei ungünstigem Setting zu schlimmen "Horrortrips" führen.

Mexikanische Darstellung, 16. Jhdt.
Dieser Tatsache wurde bei der ersten grossen Halluzinogen"welle" in den 70ern weitgehend Rechnung getragen: häufig gelesene und in der "Szene" geschätzte "Drogenpropheten" wie Timothy Leary und Carlos Castaneda propagierten zwar die Halluzinogenerfahrung, appellierten jedoch gleichzeitig an verantwortungsbewussten und gut vorbereiteten Umgang mit den Substanzen. Auch Schriftsteller wie Aldous Huxley, Ernst Jünger oder Walter Vogt stellten ihren Halluzinogengebrauch stets in den Kontext bewusst angetretener "Reisen ins Innere". Diese Philosophie bewirkte, dass dem Grossteil der LSD-, Meskalin- und Psilocybin-Trips eine relativ gewissenhafte Vorbereitung vorausging, um ein möglichst optimales Setting zu schaffen. Beim aktuellen "LSD-Revival" ist speziell bei ErstkonsumentInnen weniger von mystischer Neugier zu verspüren; die Substanz wird vorab in Techno-Kreisen als "Fun-Droge" konsumiert.

Zugänglichkeit von Halluzinogenen

Typisch ist, dass es zwischen HalluzinogenkonsumentInnen und GebraucherInnen sogenannt "harter Drogen" ausser der Illegalität kaum Berührungspunkte gibt. Praktisch sämtliche Junkies lehnen für sich den Konsum von Halluzinogenen ab (nicht aber den Handel); umgekehrt zeigen HalluzinogenliebhaberInnen kein Interesse an Opiaten. Wenn man sich die völlig unterschiedlichen Wirkungstypen dieser Substanzen vergegenwärtigt, erstaunt dies auch nicht. Gerade hier zeigt es sich augenfällig, wie das geltende Betäubungsmittelgesetz verschiedene "Drogenszenen", welche an sich nichts miteinander gemein haben, zusammenbringt.

Unabhängig von der gesetzlichen Regelung wird es immer Halluzinogen-LiebhaberInnen geben, welche Selbstversorgung betreiben (die Zucht von "Magischen Pilzen" ist nicht nur einfach, sondern auch recht beliebt und auf den Juraweiden blüht im Herbst eine ganz besondere Art von Tourismus). Das Problem liegt eher bei den im Schwarzhandel erhältlichen Pillen, "Filzchen" und Kapseln, denen man die Qualität des Wirkstoffes (sofern überhaupt vorhanden) nicht ansieht. Doch selbst wenn die Produkte ursprünglich wirklich Halluzinogene enthielten, heisst das noch lange nicht, dass die Handelsware auch den Erwartungen entspricht: die meisten Halluzinogene sind nicht sonderlich stabil und zerfallen unter Licht und Wärme-Einfluss relativ rasch. LSD-KäuferInnen haben zudem keine Möglichkeit, die Ware beim Kauf zu testen; da zwischen Einnahme und Wirkung 30-60 Minuten vergehen (der Händler ist dann über alle Berge), sind betrügerische Geschäfte an der Tagesordnung.

Halluzinogene wie Psilocybin, Mescalin oder LSD führen nicht zu einer Sucht und selbst bei regelmässigem Gebrauch sind keine körperlichen Schädigungen zu befürchten. Ausserdem tritt bei wiederholter Einnahme innert wenigen Tagen die Wirkung nicht mehr ein. All dies spricht an sich für freie Erhältlichkeit. Andererseits ist wegen der gewaltigen psychoaktiven Potenz dieser Stoffe eine hohe Verantwortlichkeit beim Umgang unabdingbar. Für die Praxis könnte dies bedeuten, dass die Bezugsberechtigung für Halluzinogene, insbesonders für LSD mit der Absolvierung eines Seminars, welches ausreichend Informationen vermittelt, erworben wird (kulturgeschichtliches, die Wichtigkeit des Settings, Betreuung bei "Horrortrips" usw.). Eine Beschränkung der Abgabemenge auf 1 Konsumeinheit ist durchaus vernünftig. Ideal, aber reglementarisch kaum durchführbar wäre, wenn NeugierkonsumentInnen beim ersten "Trip" auf einen erfahrenen "Reiseführer" zählen könnten.



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[ Letzte Aktualisierung 28.05.97 hf ]