DroLeg Übersicht Für eine vernünftige Drogenpolitik

 
Keine Drogenprohibition
nach US-Vorbild,
 

 
 
sondern eine
vernünftige Drogenpolitik
 

Wie Jahrhunderte alte Kulturpflanzen und salonfähige Genussmittel zu Teufelszeug wurden, warum US-Baumwollkönigen die Hanffaser ein Dorn im Geschäft war und wie die USA die Drogenpolitik auch für andere Interessen einsetzen.

* Die Geschichte der Drogenprohibition

Drogen sind so alt wie die Menschheit selbst. Der Umgang mit Genuss- und Suchtmitteln ist immer von kulturellen und politischen Einflüssen geprägt worden.

Im 16. und 17. Jh. wurden Schnaps, Kaffee, Tee und Tabak als problematische Substanzen angesehen. Die kulturelle Elite und die politisch-staatlichen Herrschaftsträger befürchteten, der unkontrollierte Genuss (Zugriff der Massen auf die neuen Substanzen) bedrohe die Machtstrukturen und die gottgewollte Ordnung. Im 19. Jh. veränderte sich die Gesellschaft rapide. In Europa ging die familiäre Selbstversorgung zurück und viele waren mangelernährt. Cacao, Kaffee, Haschisch, Opium, chinesischer Tee, Tabak und Alkohol fanden sich in der Küche der Armen als Ernährungsersatz. Vor allem Alkohol diente als Durstlöscher, Hungerstiller und Sorgenbrecher in einem. Er half den Menschen, die harte Fabrikarbeit zu ertragen, in grösseren Mengen genossen, erlaubte er die Flucht aus dem Alltag. So wurde der Schnapskonsum in den Unterschichten ein Problem.
Nach heftigen Diskussionen eröffnete 1887 die Eidgenössische Alkoholverwaltung als Monopolbetrieb des Bundes seine Pforten. Damit nahm zumindest der Anteil selbstgepanschten Schnapses mit schlechter Qualität rapide ab. Es gab damals auch die "Prohibitionisten", weiche den Kampf "gegen dieses Körpergift" mit Hilfe eines gesetzlichen Alkoholverbots gewinnen wollten. Menschen, welche dagegenhielten, der Genuss von Bier, Wein und Schnaps könne auch ein Stück Lebensqualität darstellen und alles sei eine Frage des Masses (diese Weisheit verdanken wir Paracelsus und sie hat bis heute ihre Gültigkeit beibehalten), wurden der gefährlichen Verharmlosung eines ganz gravierenden volksgesundheitlichen Problems bezichtigt.

* Die Prohibition des 20. Jahrhunderts

Mit der Haager Opium-Konvention wurde 1912 der vertragliche Grundstein der Drogenprohibition des 20. Jh. gelegt. Im Vertragstext wird vom "humanitären Bestreben" gesprochen, welches der Verbotspolitik der Vertragsmächte zugrunde liege. Doch der vor allem von den USA geforderte "Krieg gegen Drogen" war und ist primär ein Krieg gegen Menschen (Konsumierende wie Produzierende). Auch in den Konferenzen nach dem ersten Weltkrieg spielt die USA eine Führungsrolle bei der Durchsetzung eines repressiven Ansatzes. Dieser wurde anfänglich auf Opium, dessen Alkaloide (Heroin) sowie auf Kokain beschränkt.
In den 20er Jahren wurde in Amerika die Alkoholprohibition praktiziert. Als diese nach wenigen Jahren aufgrund ihrer verheerenden Folgen wie Entstehen eines Schwarzmarktes, maflösen Organisationen und Kriminalität, aufgehoben wurde, stürzten sich die Beschäftigungslosigkeit fürchtenden Prohibitionisten auf den Hanf. Es war die Rede von der Killerdroge Cannabis. Danach würden Teenager im Cannabisrausch zur unberechenbaren Bedrohung für die amerikanische Gesellschaft schlechthin.

* Rassismus und wirtschaftliche Interessen

Cannabis wurde in den USA vor allem von Schwarzen konsumiert. So verband sich Prohibition mit Rassismus. Mit dem Medizinalhanf verschwand auch der Faserhanf, eine traditionelle Industriefaser war vom Markt gedrängt, die produzierenden Länder wirtschaftlich geschwächt, der Markt war frei für die Baumwoll-Monopole und die Kunstfaser.
Auch die Durchsetzung der Opiumprohibition lässt sich nicht trennen von Fremdenfeindlichkeit. Nach 1850 begannen Chinesen in grosser Zahl in die USA einzuwandern. Viele von ihnen waren Opiumraucher; sie galten als äusserst leistungsfähige Arbeitskräfte. Die dominierenden WASP (White Anglo Saxon Protestants) sahen in den opiumrauchenden Kulis eine unwillkommene Arbeitsmarktkonkurrenz. Mittels einer antiorientalischen Kampagne wurde die chinesische Minderheit zunehmend über ihre Droge stigmatisiert und unterdrückt.
Bei der Entstehung des "war on drugs" spielten immer auch politische und wirtschaftliche Interessen (v. a. der USA) eine Rolle. Seit der Eroberung der Philippinen waren die USA neue Hegemonialmacht im pazifischen Raum und die Bekämpfung des Opiums war ein Mittel, zunehmend Einfluss zu gewinnen. Die moralisch sauberen Amerikaner im Kampf gegen die schmutzige Machtpolitik der alten Kolonisatoren. Dies war die Formel, mit welcher der nun globalisierte "war on drugs" verkauft wurde. Während die gehobene Gesellschaft Morphium und Kokain ohne weitere Konsequenzen konsumierte, wurde Heroin zum Problem, als jugendliche Subkulturen (in amerikanischen Grosstädten) es entdeckten. Der Drogenkonsument wurde zum mentalen Schwächling, kriminellen Süchtigen und Geisteskranken abgestempelt.

* Zu den verbotenen Pflanzen und Substanzen

Opiate waren bis weit ins 19. Jh. kein gesellschaftliches Problem. Laudanum, ein Opium-Alkohol-Elixier (das zu erschwinglichen Preisen fast überall erhältlich war) wurde in den Unterschichten und im Fabrikproletariat eine beliebte Allround-Medizin. Rohopium wurde aus nah- und mittelöstlichen Ländern importiert und in Kriegszeiten unterhielt der Bund zur Eigenversorgung der Armee eine umfangreiche Opiumproduktion. Aus dem traditionellen asiatischen Schmerzmittel Opium wurde Morphium gemacht, aus Morphinbase schliesslich Heroin hergestellt (u. a. als "Anti-Sucht-Mittel"!). Morphium ist heute noch ein gebräuchliches Schmerzmittel.
Die Kokapflanze, aus welcher Kokain gewonnnen wird, ist eine uramerikanische Kulturpflanze. Kokain wird vor allem in den Städten und in den Industrienationen konsumiert. Einerseits ist es in der Schickeria, andererseits auch als Bestandteil von Cocktails (Mischung von Drogen zum intravenösen Konsum) beliebt.
Psychoaktive Substanzen wurden auf allen Erdteilen für Rituale benutzt und als heilig angesehen (siehe Albert Hofmann, Pflanzen der Götter). Mit einem Totalverbot aller Drogen wurden auch diese Kulturen, die Bestandteil des menschlichen Kulturreichtums und Erbes sind, herabgewürdigt und diskriminiert. In der medizinischen Forschung/Pharmaindustrie (er)fanden Wissenschaftler Drogen wie LSD oder MDMA (Ecstasy), welche u. a. auch in der Psychotherapie benutzt wurden.
Hanf/Cannabis wurde während Tausenden von Jahren überall auf der Welt (in der neuen Welt nach der Einführung durch die Spanier) angebaut und medizinisch, kommerziell (unzählige Produkte aus Hanf) und als Genussmittel genutzt.

* Drogenverbot und lukrativer Drogenhandel

Der internationale Drogenhandel bringt die Drogen vom Produzenten zum Konsumenten. Die Bauern in den Drittweltländern, welche die natürlichen Drogenrohstoffe anbauen, bekommen nicht viel für ihre Produkte, müssen aber damit rechnen, dass im Krieg gegen Drogen ihre Felder vergiftet oder die Ernte konfisziert und vernichtet wird. Oft verlieren sie gar ihr Leben, denn das Militär und die Drogenpolizei sind nicht zimperlich bei ihren Einsätzen. In vielen verbotenen Schritten, vom Anbau zum Transport von Händler zu Händler, wird die Ware immer teurer und es können Unsummen von Geld verdient werden. So entsteht die organisierte Kriminalität (Mafia), welche vor allem auch in der Geldwäscherei aktiv tätig ist.

Kein Drogenelend Auch aus ethischer und kultureller Sicht ist die repressive Drogenpolitik zutiefst unmenschlich und hat versagt. Sie schürt Misstrauen, Ängste und Hass. Wir müssen einen menschlicheren Umgang mit einem Phänomen finden, das so alt und so verbreitet ist, wie die menschliche Kultur. Es geht zu weit, eine allgemeine Drogenabstinenz zu fordern, man könnte eine staatlich propagierte Alkoholabstinenz auch nicht mit Polizeigewalt erkämpfen. Der Grund für Drogen- und Alkoholkonsum ist nicht immer nur der Wunsch, sich zu betäuben; Alkohol und Drogen sind und waren schon immer auch Genussmittel. Die Betäubungsmittel unterscheiden sich in bezug auf Wirkung, Abhängigkeitspotential etc. beträchtlich. Einige der illegalen Substanzen (z. B. Cannabisprodukte) weisen ein deutlich geringeres Schadenspotential auf als gewisse legale Drogen (z. B. Alkohol). Dieser Tatsache wird mit dem heutigen Drogenverbot und der willkürlichen Unterscheidung in legale und illegale Drogen in keiner Weise Rechnung getragen. Die Einführung einer kontrollierten Drogenlegalisierung wie es unsere «Volksinitiative für eine vernünftige Drogenpolitik» fördert, beendet den extrem kostspieligen und diskriminierenden "war on drugs" und sucht einen vernünftigen und menschenwürdigen Umgang mit der Realität.

* Literaturhinweis

Pfianzen der Götter, Albert Hofmann

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[ Letzte Aktualisierung 27.09.98 / hf ]