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Marihuana - Zeittafel

19.Jhdt. In der Schweiz hat praktisch jeder Bauernhof seinen Hanfplätz, Cannabis wird nicht nur als Tabakersatz und Faserlieferant, sondern auch auch medizinisches Hausmittelchen geschätzt und angepriesen: Harnleiden, Hühneraugen, Entzündungen, Augenleiden, Husten, Geschwülste, Brandwunden, Verbrühungen usw.

Mit der Einführung des Walöls erhält Hanföl als Lampenöl Konkurrenz

1800 Zu Beginn des 19.Jhdt. ist das Hanfrauchen in Europa weit verbreitet; der Tabak gilt noch als teure, exklusive Rauchware. Das Volk raucht "Kraut" (vorwiegend Hanf) oder "Orient", bzw. "starken Tobak" (Hanf/Tabak-Mischungen). Die Rauchsprüche aus dieser Zeit lesen sich entsprechend: "Rauch nit zuviel Orient, weil Dich sonst der Schädel brennt" "Misch nicht Orient und Bier, sonst werden Deine Träume wirr" (Inschriften auf Tabakdöschen anfangs 19. Jahrhundert)

Wegen stetiger Verbreitung des Tabaks verliert Hanf im Verlauf des 19. Jahrhunderts als Pfeifeninhalt allmählich an Bedeutung und wird zum "Arme-Leute-Kraut" degradiert (Hanf/Tabak-Mischungen werden noch bis 1925 verkauft). Anders in Bohèmekreisen und in der Oberschicht, wo Cannabis in Form von Haschisch als Vergnügungsdroge einen wahren Boom erlebt (die Schilderungen der Haschisch-Erlebnisse aus der französischen Schickeria lassen allerdings oft die Mitanwesenheit von Opium vermuten)

08.10.1800 Aegypten: General Menon verbietet das Rauchen, Essen, Trinken und importieren von Cannabis

18.01.1801 Aegypten: das nicht ganz 3 Monate alte Gesetz wird mangels Durchsetzbarkeit wieder aufgehoben

26.02.1802 * Victor Hugo, Schriftsteller, Dichte, Dramatiker, Haschraucher

12.02.1809 * Abraham Lincoln, Hobby-Hanf-Pflanzer und Präsident

31.08.1811 * Théophile Gautier, Gründer des Pariser "Club des Haschischins", Schriftsteller und überzeugter Cannabisliebhaber

1816 In der Villa Diodati bei Genf findet eine bemerkenswerte Literatenparty statt: Der Cannabis- und Opiumliebhaber Lord Byron, sein Leibarzt William Polidoris und die Dichter Percy und Mary Shelley erleben ein Nacht voller surrealer Begebenheiten und mystischer Halluzinationen (die Überlieferung, auf der u.a. der Film "Gothic" basiert, schweigt sich über Art und Menge der verwendeten Drogen aus,- dass aber welche im Spiel waren, wird nicht bezweifelt). Percy Shelley erlebt in dieser Nacht die massivsten Halluzinationen und seine Frau Mary ersinnt ihre berühmteste Romanfigur: "Frankenstein".

1821 Tscheppe untersucht als erster die Chemie des Cannabis

09.04.1821 * Charles Baudelaire, franz. Schriftsteller und Haschisch-Esser.

11.01.1825 * Bayard Taylor, Schriftsteller und Haschischverehrer

11.09.1836
* Fitz Hugh Ludlow, Schriftsteller und Cannabis-Pionier, der den Entspannungsaspekt des Bekifftseins propagierte, erblickt das Licht der Welt

1837-1901 Während der Herrschaft von Königin Viktoria gewinnt in der englischen Welt die medizinische Anwendung von Hanf ungemein an Bedeutung,- es handelt sich um Viktorias Lieblingsmedikament (Monatsbeschwerden, Migräne)

1839 Cannabis wird durch den Chemieprofessor William O'Shaugnessy in der westlichen Welt als Medizin eingeführt (die "Volksmedizin" kannte das Kraut allerdings schon längst)

1840 Der Arzt Louis Aubert-Roche veröffentlicht im Anschluss an ausgedehnte Reisen durch Nordafrika ein Buch über die Bedeutung des Haschisch bei der Behandlung von Pest und Typhus

Der französische Arzt Jacques Joseph Moreau will Haschisch zur Behandlung psychisch gestörter Patienten einsetzen. Kommentar nach einem Selbstversuch: "In der Tat, es ruft ein Glücksgefühl hervor..."

Die "Ganjah Wallah Hasheesh Candy Company" stellt ein Ahornsirup-Haschisch-Konfekt her, das bald zu den beliebtesten Süssigkeiten Amerikas zählt und über 40 Jahre lang überall im Land verkauft wird

1842 In den USA wird ein besonders konzentrierter Cannabisextrakt entwickelt und avanciert für die nächsten 50 Jahre zum zweithaüfigst eingenommenen allgemeinmedizinischen Medikament. Vom Säugling bis zum Greis verwenden alle gegen die verschiedensten Bresten Extrakte, Tinkturen und Elexiere aus Cannabis. (In der restlichen Welt gehören Cannabis-Extrakte seit über 3000 Jahre zu den häufigst eingesetzten Medikamenten)

Die "Enzyklop�die der Volksmedizin" (CH) bezeichnet Hanfextrakt als "bekanntes, oft missbrauchtes Stimulans"

18.03.1842 * Stéphane Mallarmé, franz. Schriftsteller und Haschischfreund

1844 Théophile Gautier gründet im gediegenen (wenn auch leicht heruntergekomenen) Hotel Pimodan seinen "Club des Haschischins", in dem Cannabis geraucht und in Form eines Konfekts (Dawamesc) serviert.
Baudelaire Zu den Stammgästen gehört speziell die Literatenszene; v.a. Honore Balzac, Charles Baudelaire, Alexandre Dumas und Victor Hugo. Speziell Baudelaire und Gautier veröffentlichen in den folgenden Monaten und Jahren mehrere Texte zu den Erfahrungen im Pimodan, wobei allerdings zu bedenken ist, dass der Opiumesser Baudelaire in seiner literarischen Freiheit oftmals darauf verzichtet, zwischen den konsumierten Drogen zu unterscheiden. So gibt es mehrere Texte, in denen er Opiumwirkungen dem Haschisch zuschreibt.
Dr. Jacques Joseph Moreau gilt als wissenschaftlicher Begleiter und hat ein breites Tummelfeld für seine Studien gefunden.

1845 Dumas veröffentlicht "Der Graf von Monte Christo" und gibt darin enthusiastische Schilderungen der aphrosiasischen Wirkung von Cannabis

Ein anderer französischer Künstler, Honoré Daumier (1808-1879), lithographiert in diesem Jahr das bekannte Bild

Daumier
"Les Fumeurs de Hadchids" ("Die Haschischraucher").

01.02.1846 In der "Revue des deux mondes" erscheint Théophile Gautiers Artikel "Le Club des Haschischins"



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